Moin Jungs,
ich denke mit Humor lässt sich die dunkle Zeit am bestens überbrücken. Die Kommentare stammen allerdings nicht aus meiner Feder ...
Vergleichstest: 10 Reiseenduros, fast alle scheiße
Riesen-Vergleichstest von Riesen-Motorrädern: Triumph Explorer, Ducati Multistrada, BMW R1200GS, KTM Adventure, Moto Guzzi Stelvio, KTM SMT, Kawasaki Versys, Triumph Tiger 1050, Yamaha Super Ténéré, Honda Crosstourer. Timo war vor Kurzem in den Alpen, bei einem dieser Vergleichstests mitmachen, die unsere gesamte Motorrad-Berichterstattung penetrieren. Zehn hochhackige Plastikeimer, alle gegen alle, getestet in Kehren, Kurven und vor dem Pinkelpausekaffeebäcker.
Triumph Explorer: Me TooNeu und schon hee, auch ohne Wüste
Irgendwie, das ist ja jetzt vielfach so gesehen worden, ein seltsames Motorrad. Was soll man sagen?, denkt man sich, wenn man gefahren ist. Geht gut, liegt stabil, sofort kontrollierbar, bespaßbar. Aber: Wo ist die Innovation? Starker Motor, allerdings ohne übermäßigen Druck von unten, da ginge mehr, mehr deshalb, weil man ja entspannt und druckig surfen will, da in den Bergen, die Serpentinen hoch und runter.
Die Sitzposition ist seltsam. Man fühlt sich ein bisschen so, als säße man als Kind am Tisch und kann kaum drüber gucken. Recht hoch das alles da vor einem. Mhhh, die Motorradwelt hat eine Sehnsucht. Beat the GS, heißt die. Die Zeitung MCN hat das umgesetzt, da gewinnt die Triumph in bester patriotischer Manier. Warum? Wahrscheinlich, wenn man die Buben von MCN kennt, weil die gerne rasen. Das geht ganz gut mit der Explorer.
Der Deutsche denkt an den Kniewinkel und fragt sich, warum er dauernd mit dem Fuß am Boden schleift — ist halt niedrig, die Raste. Der Deutsche sagt: Sieht komisch aus, das Ding. Ist das jetzt Straße oder Gelände oder nix? Oder nur gepooost? Der Deutsche sagt: Das sind die miesesten Koffer, die es gibt. „Schwingend gelagert“, also klapprig und auf der Auspuffseite passt grad mal ein iPad rein. Nix wars also, die Frau mal auf ein Wellnesswochende einzuladen. 300-Kilo-Mopeds, mit denen man die Frau nicht zum Wellnessen einladen kann, um sie dann in der Sauna anzufassen (während man andere Frauen anguckt), sind nicht akzeptabel.
Die Explorer kann auf der Straße voll schnell fahren.
Triumph Tiger Explorer
Ist: ein GS-Klon aus England
Kostet: 13.790 Euro
Leistet: 137 PS (101 kW) bei 9.000 U/min
Stemmt: 121 Nm bei 6.400 U/min aus 1215 ccm
Wiegt: 274 kg mit Sprit, ohne Koffer
Tankt: 20 Liter Super
Hat: keinen einzigen neuen Gedanken gebracht, aber alte ganz gut umgesetzt.
Kawasaki Versys 1000: keine Seele, kein KradDas sieht doch mal unglaublich scheiße aus.
Die Kawasaki Versys 1000 ist das seltsamste Motorrad, das ich kenne. Sie ist da und gleichzeitig ist sie nicht da, nicht existent, weil überflüssig, sie ist eigentlich gar kein Motorrad, weil sie gar nicht ist. Motorräder haben nämlich — selbst Motorräder wie eine Hayabusa oder eine Suzuki GS 450 — die haben eine Seele. In die hier, da hat der Motorradgott keinen Atem reingepustet. Oder um in Kawasprache zu reden: Kein Drache drin da in dem Ding. Nur, vielleicht, und nur für ganz kurze Momente, wenn man den Motor über 6000 min dreht, dann kribbelts und ein kleiner Fuchur jauchzt ein müdes Krächzen von sich. Sie ist eine Z 1000 mit aufrechter Sitzposition. Warum heißt sie dann nicht so und beschmutzt den eigentlich ehrenwerten Namen Versys der kleinen Zweizylindermaschine, die so brav und lieb läuft? Dieses Motorrad ist belangloser als jede Honda CBF 1000, das härteste Urteil, das ich fällen mag.
Kawasaki Versys 1000: so überflüssig, dass sie fast schon nonexistent wird.
Kawasaki Versys 1000
Ist: belangloser als jede CBF
Kostet: 11.995 Euro
Leistet: 118 PS (87 kW) bei 9.000 U/min
Stemmt: 102 Nm bei 7.400 U/min aus 1043 ccm
Wiegt: 241 kg mit Sprit, ohne Koffer
Tankt: 21 Liter Super
Hat: keinen Drachen, keine Seele und damit keine Existenz(berechtigung).
KTM 990 SMT: Good VibrationsKTM 990 SMT Das ist ja ne Supermoto mit Koffern und einem Art Windschutz. Hey, das ist was für junge Leute, und die gibt es ja kaum mehr. Das ist was für Clemens vom Österreichischen Motorrad Magazin, obwohl der ja schon wieder die Adventure bevorzugt, weil er mit der in die Wüste nach Marokko kann oder nach Tunesien. Die SMT ist also für Leute, die mit der Supermoto in die Alpen wollen, ein bisschen Tankvolumen brauchen und Koffer. Und dann, ja, dann ist es leider geil, weil: es funktioniert. Dramatisch schräg, der Motor drückt sich durchs Band, surrt und die Bremse staucht das alles wieder runter. Ja, die KTM SMT, sie vibriert lebendig.
Die KTM 990 SMT ist trotz Tourenornat vibrierend lebendig.
KTM 990 SMT
Ist: was für Leute, die Clemens heißen.
Kostet: 13.790 Euro
Leistet: 116 PS (85 kW) bei 9.000 U/min
Stemmt: 97 Nm bei 7.000 U/min aus 1000 ccm
Wiegt: 218 kg mit Sprit, ohne Koffer
Tankt: 19 Liter Super
Hat: was.
Moto Guzzi Stelvio: Kopie fürs HerzDie Moto Guzzi Stelvio — wer hätt’s gedacht? Italien begreift, wenn auch Jahre nach der Einführung, was sie da für einen Namen haben und dass man mit dem nicht spielt und fahrlässig umgeht. Selbst der Kollege Simon aus der Schweiz, der Sportmotorräder mag, mit R1en vor Bullen flieht, denkt an seine Frau mit warmem Herz und will seinen massiv teuren Honda Civic verkaufen, um sich die Stelvio leisten zu können. Diese Sirene, dieses Biest! Der Motor ist fein, brummt und guzzit, nicht nur Guzzi-Fans endlich zu empfehlen. Auf dem italienisch kompetenten Fahrwerk saust das Ding beschwingt umher, mit leichtem Flex und Schwung, aber toll. Und auch das, was Japan so fehlt, der Geist, die Feinheit im Detail, hier haben die da an dem oberitalienischen See echt dazugelernt. Danke – viva California.
Die Stelvio ist dann doch irgendwie mehr als ein GS-Klon — zumindest für den Guzzi-Freund, der hier Erfüllung finden kann.
Moto Guzzi Stelvio NTX
Ist: ein GS-Klon aus Italien
Kostet: 15.790 Euro (Normalversion: 13.990 Euro)
Leistet: 105 PS (77 kW) bei 7.250 U/min
Stemmt: 113 Nm bei 5.800 U/min aus 1151 ccm
Wiegt: normal 285 kg mit Sprit und Koffer, NTX wiegt „8 kg mehr„
Tankt: 32 Liter Super
Hat: für Simon mehr Charme als sein Honda Civic.
Ducati Multistrada 1200 S: schnell sein oder runterfallenDas Cockpit mit Modi-Einstellungen und Garmin-Navi: kleine Spielekonsole zum Rumdrücken.
Wir bleiben in Italien, obwohl: Der Pikes Peak, so wie das Sondermodell von der Ducati Multistrad 1200 S heißt, der ist in den USA, da geht ein Rennerlesweg hoch und da ist die Multistrada mal am allerschnellsten hochgefahren. Gratulation. Und damit erklärt sie sich selbst. Sie bleibt ein Sportmotorrad. Wobei, eigentlich sagt man das zu schnell, ganz so stimmt das nicht. Ihre Ergonomie ist hervorragend, da braucht sie sich vor GS und Co. nicht verstecken. Die Modi lassen sich so einstellen, dass Cruisen geht. Aber: Zappelig bleibt der Motor immer ein bisschen. Hat nicht viel mit der wohligen Brummwärme anderer Zweizylinder zu tun. Ihr großes Problem ist ihre Unruhe. Und zwar um die Querachse. Bei jeden bisschen Bremsen neigt sich nach vorn und beim Gasen nach hinten, jippieh, was ’ne Schiffsschaukel. Das Gute: Die elektronisch einstellbaren Fahrwerkskomponenten lassen sich auf straff stellen. Der Sportmodus unterbindet viel Geschaukel und passt zum Motor. Und: Jeder kann sein persönliches Setup programmieren.
Normaler Motor mit straffer Druckstufe, dann geht’s besser. Sie bleibt aber immer ein tendenziell schwieriger zu fahrendes Motorrad. Nix für Anfänger und reine Landschaftsgucker. Nachdruck beim Einlenken will sie, sie strengt mehr an als alle anderen. Wer mit klarem Geiste die Straße angreift, wird mit der Multistrada vorn sein, wer müde und ausgekühlt seinen 320sten Alpenkilometer fährt, muss aufpassen, nicht vom Moped zu fallen.
Pikes Peak! Vollgas! Sonst droht: Abstieg.
Ducati Multistrada 1200
Ist: (mal zu schnell gesprochen) ein Sportreisemotorrad
Kostet: ab 15.490 Euro
Leistet: 148 PS (109 kW) bei 9.250 U/min
Stemmt: 119 Nm bei 7.500 U/min aus 1198 ccm
Wiegt: 234 kg mit Sprit, ohne Koffer
Tankt: 20 Liter Super
Hat: viel Elektronik zum rumdrücken.
Yamaha Super Ténéré: Nett ist die kleine Schwester von ScheißeFiligran wie Fukushima: Yamahas Zubehör-Details
Als Yamaha die kleine 660er Einzylinder-Ténéré raus brachte, dachte man: Mensch, sieht ja aus wie ein Rallye-Moped! War sie dann aber nicht, weil keine Chance besteht, mit diesem Motorrad eine Rallye zu fahren. Vielleicht eine Schnitzeljagd, mehr nicht. Habe ich mal in einem Motorradmagazin so ähnlich geschrieben, danach wollte Yamaha, dass ich überhaupt nicht mehr teste. Als dann die Super Ténéré kam, waren schon kaum mehr Erwartungen da, und die hat sie bestätigt: Motor schwach, fühlt sich beim Gasen an, als ob die Kupplung rutscht, mit Drehmomentloch bei 3500 U/min, der perfekt falsche Bereich dafür, der Rest: haja, robust, nett, ein ehrliches Reisemotorrad, schwer, mit schlechten Originalkoffern, gutem ABS, das nicht abschaltbar ist, was das Motorrad für Sand fahren ungeeignet macht. Das Beste ist das Fahrwerk, das macht einfach nix, beziehungsweise genau das, was der Fahrer will. Wer viel Reisen will mit langen Etappen, kann sie durchaus kaufen. Ich bin mal mit dem Ding 1000 km an zwei Tagen über die Pyrenäen gefahren, das war echt schee, auch wegen dem Motorrad. Aber fürs selbe Geld gibts anderswo mehr Erlebnis.
Ja. Hm. Fährt schon schön, aber es gibt keine Frage, auf die Yamahas Super Tätärä die Antwort wäre.
Yamaha XT 1200 Z Super Ténéré
Ist: von Yamaha. You have been warned.
Kostet: 14.750 Euro
Leistet: 110 PS (81 kW) bei 7.250 U/min
Stemmt: 114 Nm bei 6.000 U/min aus 1199 ccm
Wiegt: 266 kg mit Sprit, ohne Koffer
Tankt: 22,6 Liter Super
Hat: die an sie gestellten Nichterwartungen erfüllt.
KTM 990 Adventure: real fucking EnduroscheißDie KTM Adventure, wir haben es gelesen, also ihr habt es vielleicht gelesen, ich habs geschrieben, die will der Clemens aus Österreich, weil er damit Wheelies fahren kann, wie es nur wenige können. Er reißt das Motorrad hoch, in die 12-Uhr-Stellung, und bleibt da halt einfach. Wahrscheinlich würden sich Dakarfahrer heute noch ganz gut mit dem Motorrad in Südamerika schlagen. Auf der Straße allerdings, da fühlt sich das dann so an: Gabel taucht beim Bremsen zehn Meter tief Richtung Asphalt ein, Bremse teigt, das 21 Zoll Vorderrad will in die Kurve gebeten werden. Yeah, real fucking Enduroscheiß. Und das mit einem brillanten Motor. Sie ist das echteste von allen Moppeds hier.
Dakar-Feeling, echter Enduroscheiß. Auf der Straße nervts manchmal, aber die Adventure ist das echteste Motorrad hier.
KTM 990 Adventure
Ist: echt.
Kostet: 13.495 Euro
Leistet: 106 PS (78 kW) bei 8.250 U/min
Stemmt: 100 Nm bei 6.750 U/min aus 1000 ccm
Wiegt: 238 kg mit Sprit, ohne Koffer
Tankt: 22 Liter Super
Hat: Dakar-Feeling, was immer man darunter verstehen mag.
Honda Crosstourer: Barbie und Ken und Timo finden sie gut.Klick, klick, klick, so fahren Barbie und Ken am liebsten.
Dass Honda so ein verdammt häßliches Motorrad baut, ja, das ist nicht verwunderlich. Dass sie ein so verdammt gutes bauen, das wäre ihnen früher zugetraut worden, heute nicht. Nicht nach der VFR 1200, ganz bestimmt nicht. Da ist der V4 drin und da kommt er her und da hat er nicht funktioniert. Jetzt haben sie ihn in ein Kinderspielzeugmotorrad gesteckt, auch mit einem Kardan dran, der nix macht beim Fahren und haben das DCT, das Doppelkupplungsgetriebe dran geflanscht. Es ist der Hut zu ziehen vor den Ingenieuren, es funktioniert zu 100 Prozent perfekt.
Der Kupplungshebel entfällt, schalten tut das Ding alleine, eingreifen kann der Fahrer per Tiptronik, selber schalten oder sich zwischen D(rive) und S(port) entscheiden. Der Sportmodus ist konsequent umgesetzt, die Hondaleut, die einem ja sonst alles abnehmen wollen, weil der Mensch unvollkommen und dumm ist, gönnen ihm hier echte Drehzahlen, beim hoch und runter schalten. Dazu gibt es ein perfektes Fahrwerk, das beste im Test, weil es nämlich alles genau so macht wie das Hirn des Fahrers es will, obwohl es gar nicht mit ihm gekoppelt ist, was aber noch kommen wird. Das DCT allerdings, das wirft klar die Frage auf: Gehört Schalten und Kuppeln zum Motorradfahren?
Beim Runterschalten vor Kehren bleibt das Fahrwerk perfekt unbehelligt von Schalteinflüssen, beim Rausschießen aus der Kehre, da macht man halt das Gas auf und lässt den V4 rennen. Und das tut er. Rennen. Oh Gott, warum macht Honda so was Gutes und steckt es in Barbie und Kens Elektrorad? So schaut’s nämlich aus, das Crossdings, das so heißt und das Kreuzspeichenfelgen hat, weil es auch auf Schotter fahren kann. Wow.
Wunderbarer Motor, dolles Fahrwerk, Gestaltung von Mattels Spritzgussabteilung: Honda Crossdings
Honda Crosstourer
Ist: zum Hut ziehen gut.
Kostet: 14.845 Euro (inkl. 1000 Euro DCT)
Leistet: 129 PS (95 kW) bei 7.750 U/min
Stemmt: 126 Nm bei 6.500 U/min aus 1237 ccm
Wiegt: 285 kg mit Sprit und DCT, ohne Koffer
Tankt: 21,5 Liter Super
Hat: den großen V4 endlich so, wie man ihn möchte.
Triumph Tiger 1050: Auslaufmodell. ’Nuff said.Bevor jetzt nochmal was zum Thema BMW GS gesagt werden soll, sag ich mal noch was zum Thema Triumph Tiger 1050. Wow, was nen Motor, warum haben die Engländer sich den bei der Explorer nicht zum Vorbild genommen? Samtig, sämig und trotzdem ein bisschen rau. Mit Druck und so. Voll gut! Ansonsten ist das Moped in den Jahren. Behäbiges Fahrwerk und außerdem ist es mehr ein Naked Beikle als eine Reiseenduro. Belassen wirs dabei.
Die alte Dieschor ist eher Naked Bike als Reiseenduro. Der Motor bleibt grandios.
Triumph Tiger 1050
Ist: ein Auslaufmodell.
Kostet: 11.640 Euro
Leistet: 115 PS (85 kW) bei 9.400 U/min
Stemmt: 100 Nm bei 6.250 U/min aus 1050 ccm
Wiegt: 236 kg mit Sprit, ohne Koffer
Tankt: 20 Liter Super
Hat: den angepassten Speedy-Motor und ist selber bisi ein Naked Bike.
BMW R 1200 GS 2012: Philosophieren ging 1996 besser.Die BMW GS ist der Bear Grylls unter den Maschinen. Allerdings gilt das für meine R 1100 GS genauso. Über die, und das sollte man mal machen, ließe sich viel besser philosophieren in diesem Kontext, als über die 1200er. Denn: Leut, ich bin’s grad gefahren. So viel besser ist das Zeug von 2012 nicht als ne 1100er von ’96.
Ich möchte Timos Tirade statt mit Bild von der alten mit einem Hinweis auf die neue GS abschließen:
http://www.mojomag.de/2012/10/bmw-r-1200-gs-der-name-bleibt
Timo Großhans in Kategorie(n) eine Spur, Gefahren, Kaiserschmarren – 31.10.2012Quelle: www.mojomag.de