Liebes Forum, für alle, die es interessiert eine Zusammenfassung meiner Sardinien Reise 2017. Ich hoffe Ihr könnt dem Beitrag Anregungen und Tipps entnehmen. Falls Ihr weitere Fragen habt gerne per PN/email.
Fangen mit den Eckdaten an: 2,5 Wochen auf der Insel, den Großteil davon geplant als Familienurlaub in den Pfingstferien. Begleitet wurden wir noch von Freunden. Wir haben ein Haus nahe Alghero gemietet, das beiden Familien ausreichend Platz geboten hat.
Schnell machte sich die Erkenntnis breit, dass ein Urlaub ohne Motorrädern Sardinien nicht würdig ist. Da waren wir Männer uns einig. Die Frauen waren sich ebenso einig, dass die Idee ziemlich bescheuert ist. Die Kinder wiederum waren begeistert, was wohl auch an der Aussicht lag, mal eine Runde mitfahren zu dürfen.
Wie bringen wir 2 Familien samt Motorädern, den dazugehörigen Klamotten, etc. auf die Insel? Und wie koordinieren wir gewisse beruflich Verpflichtungen? Und wie bleibt der Spaß bezahlbar? Fragen über Fragen, die Antworten fanden sich mit der Zeit.
Ein Hänger (gebremst und 100Km/h Zulassung), der von einer Person ohne Probleme beladen und entladen werden kann zum Ausleihen für 2,5 Wochen ging in Richtung €500.- - Nachdem ich aber immer schon einen Hänger wollte, wurde eifrig gesucht und verglichen und Ende letzten Jahres wurde ich dann Besitzer eines Anhängers, kippbar mit Auffahrrampe. Kostete das Vierfache der potentiellen Leihgebühr - aber - was man hat, das hat man.
Vor meinem geistigen Auge sah ich schon die Familie, ob der Aussicht auf 11 Stunden Autofahrt, Pläne schmieden wie man sich meiner entledigen könnte… Wollte es nicht soweit kommen lassen und habe kurzer Hand Flüge für die 3 gebucht. Waren trotz Ferienzeit bezahlbar und die Termine passten auch super. Fähre hin und zurück auf der Route Livorno / Olbia war gleich gebucht, und so hatten wir jetzt ein gutes halbes Jahr Zeit uns auf die Ferien zu freuen.
Die andere Familie kam auch mit dem Auto , jedoch via Piombino - 5 Std Tagesfähre.
1 Woche vor Abfahrt kam mein Kumpel vorbei und wir haben seine Guzzi aus den 70ern sachte abgespannt. Die Diva stellte ich direkt vor Abfahrt auf den Hänger, was dank der Rampe richtig einfach war. Jetzt kamen die zuvor angeschafften Gurte zum Einsatz und erstmal schien alles zu passen (später mehr dazu)… und los gings.
Vielleicht haben es einige im Radio gehört, aber dieser Samstag, der 3. Juni war ein wenig verkehrsreich…
Ich habe so etwas schon geahnt, bin über den Achenpass nach Österreich eingedrungen und konnte von Ortskenntnissen im Inntal profitieren und dort den meisten Staus aus dem Weg gehen. Mit Hänger aber nicht ganz ohne… Im Radio wurde inzwischen verkündet, dass mit zusätzlichen 90 Minuten Zeit allein zwischen Innsbruck und Brenner zu rechnen ist, im Inntal gabs mittlerweile 50 Km Stau und dann ab Brenner bis Sterzing knapp 10 Km Stau - Prost Mahlzeit!. Das ließ den Entschluss reifen, die Autobahn zunächst ganz zu meiden und Innsbruck samt Peripherie so weit wie irgendwie möglich zu umgehen. Tolle Nebenstraßen habe ich entdeckt, die ich gerne nochmal mit dem Mopped fahren möchte. Mit Hänger wars, sagen wir, spannend. Bin dann irgendwann auf der alten Brennerstraße gelandet, die bei Matrei dann wieder auf die normale Brenner Staatsstraße mündet. Schnell ist es nicht gelaufen, aber die Staus konnte ich so größtenteils vermeiden. Kurz vor der Brennerpasshöhe winkt mich ein freundlicher Vertreter der Gendarmerie heraus, der mir erklärte, dass ich hier nicht fahren dürfte. Ich entgegnete ihm, dass ich keinerlei Schilder gesehen haben will und versuchte einigermaßen meinen genommen Weg zu schildern. Er ließ sich leider nicht überzeugen (ich muss das aber nochmal checken) und wahrscheinlich dachte er sich nur, dass der Typ aus Deutschland nicht ganz alle beisammen hat und ließ mich für 25€ passieren und den Rest des Brenners auf der Österreichischen Seite nehmen. Bedenkt man, dass ich weder Pickerl noch Maut gelöst habe und rund eine gute Stunde gespart habe, sind die 25€ ein echter Deal.
Die weitere Anreise nach Livorno verlief ohne weitere, größere Zwischenfälle. Was wirklich nervt ist das Überholverbot in Italien (zwischen Brenner und Modena) für Fahrzeuge mit Anhänger zwischen 6:00 und 22:00. Muss jeder sehen wie er damit zurechtkommt. Man kann es natürlich ignorieren und riskieren dabei erwischt zu werden (was viele machen). Alternativ kann man auf der Staatsstraße fahren, was deutlich langsamer ist. Und man kann zumindest den Abschnitt ab Affi bis Modena vermeiden, in dem man die Route über Brescia, Parma und La Spezia wählt.
Kommen wir jetzt zu Sardinien. Der erste gemeinsame Tag auf der Insel war erstmal der Diva gewidmet. Die brauchte nämlich ihren 15tausender Service und so habe ich vor Abfahrt einen Termin bei Ducati in Sassari ausgemacht. Keine Ahnung, ob diese Werkstatt repräsentativ für Ducati in Italien ist, aber jedenfalls ist das eine echte Schrauberbude
, mit einer Menge Moppeds auf den Bühnen, dem Geruch nach Schmiermitteln…
Hier schrauben die Chefs (anscheinend Brüder) im Übrigen selbst.
Ich habe auch noch eine neue Kette, samt Zahnkranz und Ritzel gebracht, weil die alte Kette ziemlich rostig war und ich eh den schwarzen Zahnkranz wollte. Alles in allem hat mich der Spaß 290€ gekostet. Die reine Arbeitszeit waren knapp 200€. Die Arbeitsstunde liegt bei 42€ + MwSt.(22%). Die abzurechnenden Stunden hängen aus (Foto). Somit ist alles nachvollziehbar. Hab ich so in Deutschland noch nie gesehen. Ich glaub ich weiß, was ich 2019 mache…
Mit unseren Familien hatten wir ausgehandelt, dass wir während des gemeinsamen Urlaubs eine 2 Tagestour auf der Insel fahren. Am Mittwoch, den 7.6. ging es los. Über die Küstenstraße von Alghero nach Bosa. Landschaftlich ein Traum und fahrerisch sehr ansprechend. Von Bosa fuhren wir in Küstennähe weiter, dann weit um Oristano herum bis nach Guspini. Dabei machten mal wieder Bekanntschaft mit der suboptimalen Tank und Tankstellensituation in Italien (ja die gilt auch fürs Festland). Die meisten Tankstellen haben einen Automaten für 24h Betrieb. Dieser verweigert aber gerne mal Kreditkarten, manchmal auch Bargeld (nehmt immer genug 10er und 20er mit) oder er funktioniert gerade nicht weil die Software spinnt (alles erlebt). Mit Personen sind die Tankstellen in der Regel nur zwischen 9:00 und 12:30 besetzt, sowie nachmittags zwischen 16:30 und 19:00. Sonntags gar nicht. Alternativen sind die Tanken auf den Schnellstraßen, da ist häufiger jemand persönlich vor Ort. Als Tipp - lieber Mal früher Tanken. Wir kennen bei uns zu Hause ja alle die Benzinpreise zu unterschiedlichen Zeiten. In Italien gibt es andere Strategien. Zunächst gibt es in vielen Tankstellen 2 Zonen (Servito und Self / Fai da te). Die Preisunterschiede zwischen den beiden sind erheblich (ca. 20% sind keine Seltenheit). Der andere Preistreiber sind, sagen wir, spezielle Lagen… Also wenn es für rund 30Km keine Tankstelle gab oder im Umkreis auch nichts weiter ist, wird ganz gerne mal ein kleiner Premiumaufschlag genommen. Auch hier sind 20% Mehrpreis durchaus üblich
. Man kann also bei einer Tankfüllung ganz schnell mal 5€ mehr los sein als nötig. Über die Tage und Kilometer läppert sich das.
Zurück zur Tour: Von Guspini bzw. Arbus geht die wunderbare SS126 nach Iglesias. Ganz sicher eine meine Lieblingsstrecken auf Sardinien. Eine wunderbare Streckenführung und extrem guter Belag. Unter der Woche relativ wenig Verkehr (das heißt auf Sardinien eigentlich kein Verkehr). Aber die Landschaft hat auch einiges zu bieten. Selbst die alten, aufgelassenen, verfallene Bergwerke haben Ihren Charme. Unweit der SS126 gibt es noch eine ganze Menge zu entdecken (Dünen von Piscinas, Grotten, Tempel von Antas, etc.)…, aber bei gut 30 Grad spart man sich das. Nach dem wunderbaren Ritt über die SS126 ging es weiter an die Küste nach Buggeru und weil es gerade Mittag war kehrten wir kurz hinter Buggeru in S. Nicolo zum Essen ein (sehr empfehlenswert). Frisch gestärkt über Portixeddu zurück auf die SS126 in die andere Richtung nach Arbus. Von dort ging es nach Gonnosfanadiga. Ja, der Ort heißt wirklich so und steht damit für eine weitere liebenswerte Eigenart der Insel. Es hat unfassbare Ortsnamen und man weiß nicht so recht welche Namen noch unwirklicher sind - die Offiziellen und die original Sardischen - kleine Auswahl gefällig: Ussassai, Ulassai, Urzulei, Ollolai, Onanie
, Mamoiada, …
Von Gonnosdingens sind wir dann ins platte sardische Land Richtung Siddi. Warum ausgerechnet Siddi hat einen einfachen Grund - dort ist das beste Restaurant der Insel (S’Appusentu) und seit kurzen werden auch endlich Gästezimmer angeboten. Wir waren aber noch früh dran, darum haben wir noch ein paar Kreise um Siddi gezogen und uns über eine gut restaurierte SS442 ganz besonders gefreut. Anscheinend wurden aufgrund des Giro d’Italia (so jedenfalls die Auskunft eines local heros) etliche Straßen erneuert und ausgebessert, was sich in den nächsten Tagen noch als weitere positive Überraschung herausstellen sollte. Es bleiben natürlich auch einige Rumpelpisten und auch echt gefährliche Stellen. Diese sind aber normalerweise durch Baustellen oder andere Warntafeln angekündigt. Auch die sporadischen Tempolimits, die in der Regel nur von deutschen Urlaubern in Ihren Blechkäfigen beachtet werden, können Hinweise auf Probleme sein. Also, dort die Augen ganz besonders weit aufmachen und mit unerfreulichen Ereignissen in den Kurven rechnen, dann geht alles gut.
In Siddi angekommen freuten wir uns mal wieder über die Herzlichkeit und Ungezwungenheit mit der man häufig Bekanntschaft in Sardinien (wie auch ganz Italien) macht. Es war einfach total relaxt. Wir kommen auf den Motorrädern am Nachmittag vor das Restaurant gefahren, ein wenig schwitzig, etwas derangiert. Weil von den Chefs grad keiner da war sind wir auf die Terrasse geführt worden. Wir bekamen Wasser und ein schönes, unfiltriertes Ichnusa und konnten ganz in Ruhe warten. Kontraproduktiv wäre dann natürlich einen auf Deutsch zu machen - zu stressen und zu nerven wann man endlich aufs Zimmer kann.
Wir haben Urlaub, locker bleiben… Unsere Zimmer befanden sich in einem Gebäude unweit des Restaurants, eine schöne Mischung aus Modern und authentisch sardisch. Für 45€ / Person mit (richtig reichhaltigem) Frühstück absolut angemessen. Bevor wir uns dem Gaumenschmaus am Abend hingaben, löschten wir weiteren Durst in der örtlichen Bar, wo es den Cafe (Espresso) für 0,90€ gibt und das kleine Ichnusa für 1,50€. Soll einer nochmal sagen Sardinien wäre teuer.
Das Essen im S’Appusentu war… gigantisch, kreativ, einfach toll. Nicht billig, der Spaß, aber jeden Cent wert.
Am nächsten Tag ging es zuerst über Mandas nach Orroli, von dort über Seulo, Aritzo, am Lago di Chucchinadorza vorbei, Orani, Bono auf den Monte Pisanu, Mores und Ittiri. Glücklich, tropfend vor Schweiß waren wir am Nachmittag wieder bei unseren Familien.
Am folgenden Montag fuhren wir dann ganz früh um 6:00 Uhr schon los. Wir bekamen noch männliche Verstärkung. Mein Ältester (11) bekam seinen Wunsch erfüllt als Sozius mitfahren zu dürfen. Wir folgten wieder der Küstenstraße nach Bosa, von dort nach Montresta und Villanova Monteleone. Nach einem kleinem Frühstück in Villanova ging es zurück in unser Ferienhaus. Zuvor durften wir aber noch die wunderbare Straße von Villanova nach Alghero genießen, samt dem wunderbaren Ausblick auf die Stadt.
Am Freitag wurde die Guzzi wieder auf den Hänger gestellt und am Samstag brachte ich meine Familie zum Flughafen nach Olbia. Die letzte Nacht musste ich dann alleine im Ferienhaus verbringen und deshalb stand mir eine Belohnung in Form eines schönen Abendessens in Alghero zu. Sehr nett, sehr einfallsreich und sehr gut habe ich im Cafe Latino gegessen.
Netterweise durfte ich mein Auto samt Hänger auf dem Anwesen abstellen, zu dem auch unser Ferienhaus gehört. Da die Temperaturen jetzt untertags bei um die 35 Grad waren bin ich Sonntags ganz früh los. Aus Alghero raus diesmal Richtung Villanova, dort die Aussicht auf die noch schlafende Stadt genossen und weiter. Kurz vor Villanova zurück an die Küstenstraße, wieder viel zum Glotzen. Die frühe Morgensonne ist bisweilen ein Problem, nicht so sehr weil es blendet (das auch), viel schwieriger sind die extremen hell / dunkel Wechsel. Das wird mich noch die nächsten 3 Tage begleiten dachte ich mir und gings einfach ein wenig ruhiger an. Bei der nächsten Reise werde ich wohl mehr auf die Reisezeitachten und eher im Mai oder noch früher auf die Insel kommen um den hohen Temperaturen aus dem Weg zu gehen. Von Cuglieri ging es dann über den Monte Ferru hinab in die Ebene von Abbasanta, das man ebenso wie Ghilarza besser umfährt. Den Lagu Omodeo überquert und dann auf die SS 388. Wunderbar – kein Verkehr weil die Sarden entweder noch schlafen oder in der Kirche sind, und Touris gibt’s hier keine. Wunderschön schwingt die Straße bis kurz vor Atzara wo ich dann die SS128 bis Laconi nahm. Gleiches Lied, kein Verkehr, eine Super Straße, tolle Landschaft. Auf der SS 442 ging es dann in Richtung Iglesiente, wo ich wieder die Eingangs beschriebene Runde von Arbus nach Iglesias und Buggeru gefahren bin, da mein Nachtquartier in Portixeddu war. Habe allerdings noch einen kleinen Umweg über Montevecchio genommen. Dort kann man das Bergwerk Museum besuchen, vielleicht ein andermal. Heute war deutlich mehr Verkehr, es war Sonntags und Sonntags ist ganz Italien in Küstennähe am Strand.
In Portixuddu angekommen war ich erstmal recht angetan von der Lage meiner Unterkunft (siehe Foto).
Die Zimmer waren auch OK, mit Minibar, Klima, großes Bad, aber irgendwas störte mich… Das Essen mittags war auch gut und so hörte ich zu was mein gefüllter Bauch mir sagte und der sprach irgendwas von wenig gemütlich, nicht sehr persönlich, ein wenig lieblos. Das fällt dir in der Gruppe vermutlich weniger auf, weil du da eine andere Dynamik hast, wenn du allein reist merkt man das eher. Andere Gäste (unter anderem Motorradfahrer) haben sich bei den Bewertungen über die ‚Horror‘ Anfahrt beschwert…dazu sag ich nix weiter, außer, dass Halma spielen auch eine Option wäre.
Der nächste Tag brachte mich die göttliche SS126 wieder nach Arbus und 'tadah' Gonnosfanadiga! Weiter durchs Flachland ging es bis Dolianova. Von dort gibt es eine ganz unbekannte, wunderbare Straße durch die Berge nach S. Nicolo Gerrei. Und dort traute ich meinen Augen nicht. An den Kneipen Warsteiner, König Pilsner Schilder, Wegweiser mit ‚Eingang zum Tanzsaal‘ – echt bizarr - da sich hierher wohl nur ganz wenige Touristen und Deutsche hin verirren. Muss ich nochmal recherchieren. Vermutlich rückgekehrte Gastarbeiter, die sich was aus Ihrer Gastheimat mitgebracht haben.
Weiter über Escalaplano nach Jerzu. Mit einem kleinen Umweg über die SP 28 gings nach Gairo und auf dem Weg dahin gabs einen Spitzenblick auf die Dörfer auf der anderen Talseite (Jerzu, Ulassai, Osini). Mein Abendquartier war in Cala Gonone bei Dorgali. Es wäre also naheliegend gewesen jetzt über Lanusei nach Tortoli zu fahren um die berühmte SS125 unter die Räder zu nehmen. Habe mich bewusst dagegen entschieden aus vielen Gründen: Ich bin die SS 125 mehrmals schon gefahren, Ich finde sie fahrerisch eher weniger spannend. Es hat gemessen an sardischen Standards ziemlich viel Verkehr, v.a. zu viele Moppedfahrer, die sich deftig überschätzen. Ich wollte noch ein paar Kilometer mehr machen. Kurz - für einen zugegebenermaßen wunderschönen Ausblick in den Supramonte gab es zu viele gute Gegenargumente.
Mein Weg führte über die SS 198 (auch hier finden sich leider noch einige der Heerscharen von den Motorradcamps in Arbatax, die aber zum Glück meist nur in irgendwelchen Bars hocken
), weiter nach Aritzo, Desulo, Fonni, Mamoiada nach Orgosolo. Die Murales sind immer wieder sehenswert und wenn es kälter gewesen wäre hätte ich wohl angehalten. Über Oliena ging es schließlich nach Cala Gonone. Eine schöne Bucht, recht touristisch, aber wenn man alleine fährt, immerhin mit Unterhaltungswert. Mein Hotel war wunderbar, hatte einen Traum von einem Pool, schöne Lage über der Bucht (siehe Foto), schönes Zimmer mit allem Komfort und (wichtig!) eine Bar mit ansprechender Weinkarte.
Mein letzter Tag auf Sardinien brach an und er wurde irgendwie tierisch. Habe mich schon die ganzen letzten Tage immer wieder gewundert wie viel so Schafe und Ziegen eigentlich kacken können (ich schätze täglich das Mehrfache des Körpergewichts) und, ob die Viecher eigentlich nur auf der Straße kacken. Getrocknet ist diese Hinterlassenschaft recht problemlos, aber feucht wird’s mitunter spaßig.
Heute jedenfalls waren nicht nur die Exkremente auf der Straße sondern auch die leibhaftigen Verursacher: Schafe, Ziegen, Kühe, Esel, Pferde, Schweine - alles was man in Sardinien so auf der Speisekarte findet.
Das sorgt für Abwechslung und nimmt immer mal wieder die Geschwindigkeit raus. Ich konnte den spannenden Teil der SS 389 nördlich Nuoro dann voll genießen - Straße nahezu perfekt. Und die Kurven, das Schwingen, immer wieder ein Traum diese Straße. Als schöne Neuentdeckung für mich hat sich noch die SS 127 ab Perfugas bis Nulvi hervorgetan. Landschaftlich muss man die SP 2 von Tula nach Perfugas noch erwähnen.
Wer in Sardinien viel fährt wird vor allem den Super Grip der meisten Straßen genießen, es gibt aber so ein paar Beläge, da fühlt man sich intuitiv unsicher, die Kiste eiert irgendwie, auf der Straße sieht man Kiesel. Aber auch dieser Belag hält, weil die Kiesel fest eingegossen sind und weil so wenig Verkehr ist, schleifen die auch kaum ab und bieten daher gut Grip. Trotzdem ist mir der normale, raue Asphalt lieber, die leicht überhöhten Kurven, wenige Autos, wenige Motorräder (in den letzten 3 Tagen hatte ich genau 8 fahrende irgendwann mal vor mir, keines hat überholt) – es macht einem unfassbare Freude in Sardinien seinem Hobby und Sport nachzugehen.
Kommen wir zur letzten Tat dieser Reise: Die Abreise – die Guzzi stand ja schon, musste nur noch festgezogen werden. Ich hab die Diva bei 35 Grad auf den Hänger gestellt, alles ohne Probleme – bis auf die Spanngurte… Jetzt hab ich schon allerhand übles in letzter Zeit gehört, über umfallende Moppeds, ausgefädelte Spanngurte, etc... Habe also versucht so viel wie mir bekannt war richtig zu machen, zumal bei der Runterfahrt es die Diva mit der Zeit ganz ordentlich versetzt hat:
Also - Diva in Urban Modus, über die Gabel vorne abgespannt, hinten das Teil von Axebikes, dass das Hinterrad hält. Richtig angezogen und es hat, mit immer mal wieder einen Ticken nachziehen, auch gut gehalten. Zu Hause ließen sich die Automatikgurte von Tante Luise dann leider nicht mehr öffnen, also Cutter her, die liegen jetzt im Müll. Waren aber sowieso die Gurte, die als potentiell gefährlich eingestuft sind. Bei den Gurten die das Hinterrad halten auch ein Problem: Irgendwas ist da falsch auf einer Seite – ich kann die Gurte nicht mehr komplett abfädeln, ein totales Gewurschtel...
, mal sehen ob ich den nächsten Tagen mich damit nochmal spielen will.
Auf dem Hänger werde ich mir noch eine Vorrichtung basteln, mit denen die Ständer fixiert werden können. Auf so langen Strecken, mit soviel schlechten Straßen fangen die Dinger zu wandern an, kannst machen was du willst.
Was lernt man sonst noch auf so einer Reise:
Actioncam: Stell sicher, dass deine Actioncam richtig ausgerichtet ist. Vertrau nicht auf ein ‚passt schon‘. Habe auf den meisten Filmen jetzt leider eine ziemlich straßennahe Perspektive und wenn man die Filme anschaut hebt man intuitiv den Kopf um etwas mehr Horizont zu sehen.
So ein Mist, jetzt muss wieder hin und alles nochmal filmen. Und - nimm genügend Speicherkarten mit (nachkaufen ist teuer) und teste, ob die Karten alle in Ordnung sind. Auch hier gibt es unliebsame Überraschungen. Falls ich noch was Brauchbares aus dem Material zaubern kann werde ich hier noch einen Link veröffentlichen.
Und:
Jedes italienische Dorf hat eine Bar, ein blaues Haus und einen grünen Fiat Panda (aus den 80ern) – achtet mal drauf!
Grüße
Richard