Tripy, das etwas andere Navi...

[Leo13]

Tach Gemeinde,

gestern war bei uns schönes Wetter und da habe ich kurz entschlossen die Multi ausgepackt.
Ich wohne nun schon ein paar Jahre in Leipzig, bin aber weit im Westen aufgewachsen.
Das war für mich der Grund nach einem Navi Ausschau zu halten, denn mir fehlt hier einfach die Ortskenntnis für schöne Touren.

Im Auto benutze ich einen Festeinbau, der ziemlich viel kann.
Allerdings fahre ich nur nach Bildschirm und von den möglichen Darstellungen schaue ich am liebsten auf die Pfeildarstellung (im Splitscreenmodus). Sprache habe ich abgestellt.

Bei der Suche nach einem vernünftigen Moppednavi bin ich über die üblichen Verdächtigen gestolpert. Die Anforderungen sind für mich: einfache Bedienung, gute Ablesbarkeit auch bei Sonneneinstrahlung, möglichst lange Akkudauer, robust, Aufzeichnungsfunktion, einfache Routenplanungssoftware.

Interessiert hatte mich das Garmin 660. Ein (Auto-) Garmin hatte ich zum probieren für die Firma gekauft. Das doofe Ding hätte ich von der Bedienung am liebsten aus dem Fenster geworfen. Teilweise muß man echt um die Ecke denken, um den richtigen Weg zum Ziel (von der Bedienung aus betrachtet) zu finden. Damit war das Garmin für mich "tot".

TT bietet die intuitivere Bedienung, schwächelt aber beim Akku und früher gab es meines Wissens auch keine Trackaufzeichnung.

Es ist ähnlich wie bei Multi und GS, es gibt immer wieder Wechsler, die das alte System verteufeln und dem neuen huldigen. Meist geht es um Qualitätsthemen.

Irgendwie konnten mich die Produkte beider Firmen nicht zum Kauf animieren.

Dann stolperte ich über das Tripy aus Belgien.
Informationen darüber sind im deutschsprachigen Netz Mangelware. Es gibt zwei Blogs, die aber 2012 ihre Aktualisierungen eingestellt haben. Die Herstellerseite ist wenig aufschlußreich. Erfahrungsberichte im Netz - Fehlanzeige...

Trotzdem war ich interessiert und habe versucht mehr Informationen zu sammeln und auch ein Online Tutorial mitgemacht. Kurzentschlossen habe ich dann Anfang September ein Gerät gekauft.

Das Tripy ist ganz anders wie alle anderen Navis. Wie der Name schon vermuten läßt, ist es einerseits ein elektronischer Tripmaster mit Roadbook und andererseits ein Navigationsgerät.
Die Anzeige wechselt in der Regel zwischen einem "Armaturenbrett" und einer richtig guten Pfeildarstellung. Alternativ gibt es eine rudimentäre Kartenansicht, die aber anfangs gewöhnungsbedürftig ist. Kartenmaterial ist von Teleatlas wie beim TT. Schnickschnack wie BT, Sprachansage, geschweige denn Musikspieler etc. gibt es nicht.

Da die Akkulaufzeit 15h beträgt, ist keine Stromverkabelung notwendig, geil.
Die Bedienung ist selbsterklärend, bis auf einige ganz wenige Bedienkniffe, die aber in der Anleitung stehen.
Der Speicher für Tracks und Routen ist nahezu unbegrenzt vorhanden.
Die Routen werden wie geplant übernommen und nicht im Gerät neu gerechnet.
Bei voller Sonneneinstrahlung verbessert sich der Kontrast noch, der Bildschirm ist monochrom.
Eine Tour am PC zu planen ist ein Klacks, man kann auch während der Planung die Planungsoptionen (schnell, keine BAB, touristische Route etc.) für beliebige Teilstücke ändern.

In der Praxis fährt man mit der Armaturenbrettdarstellung - eine große Anzeige der aktuellen Geschwindigkeit. Dazu kann man sich unterschiedliche Einblendungen konfigurieren. Ich z.B. sehe immer, wie weit es bis zum nächsten WP ist und was dann passieren wird. So weiß ich bspw., daß ich noch 5 km ohne Navi der Straße folgen kann. 500m (Entfernung konfigurierbar) vor dem WP wird eine große Pfeildarstellung eingeblendet, die eindeutig anzeigt, wo es lang geht. In einem kleinen Fensterchen sieht man aber auch, was als nächstes passieren wird. Ein kleiner Pfeil zeigt einem immerzu, in welche Richtung sich die Fahrtrichtung bewegt, genial.

Da das Tripy wie erwähnt das Kartenmaterial von Teleatlas hat, gibt es die Planungsoption "Fremdenverkehr". Das entspricht einer schönen Strecke.

Frisch gekauft, habe ich direkt eine Fahrt mit der Multi von Leipzig nach Köln und zurück unternommen. Die Strecke von L nach K hatte ich am PC geplant. Gut, beim ersten Mal muß man noch den einen oder anderen Bedienfehler in Kauf nehmen. Geschenkt... Zurück habe ich dem Tripy die Routenführung überlassen. Auf der Karte hatte ich mir eine handvoll Bezugsorte ausgesucht und mich dann vom Gerät von Ort zu Ort bringen lassen. So eine tolle Strecke bin ich selten am Stück gefahren. Erste Sahne.

Dann kam die Bewährungsprobe, zwei Wochen Italien. Eine Woche 1.400 km von Genua durch die Appennini rüber nach Bologna, Rimini, wieder Appennini , Arezzo, Siena, La Spezia, Genua und die zweite Woche 600 km rund um Genua. Die erste Woche Zuhause am PC geplant, Bed&Breakfast gebucht und dann abgefahren. Zwischendurch auch mal das Tripy planen lassen. Eine einmalige Tour, die wir ohne das Tripy nie und nimmer so gefahren wären. Eine Woche kein Verkehr, teilweise kleinste Straßen, schönste Kurven, ein Traum.

Und so habe ich gestern das Tripy angeschnallt und habe mir eine 100 km-Tour durchs Muldental planen lassen. Aufwand ca. 5 Minuten. Anschließender Fahrgenuß 2 Stunden.

Ich bin begeistert.

Gibt es noch jemanden hier, der ein Tripy hat?

[Hans-G.]

Klasse Bericht. Bleibe aber dennoch bei meinem TomTom! Der kurvenreiche Modus vom TT ist für mich nach wie vor unschlagbar. Ich will mit dem bike kurvenreiche Strecken fahren und dazu nicht vorher ewig am Computer planen. Einfach nur schnell das Ziel einprogrammieren und los. Wünsche Dir dennoch viel Freude mit Deinem Geheimtipnavy. 

[Leo13]

Hallo Henri, genau das geht auch mit dem Tripy.
Wie gesagt, gleiches Kartenmaterial und man kann auch direkt am Navi das Ziel eingeben und kurvenreich planen lassen. Ich stand auch lange zögernd vor dem TT...

Ein Vergleich der geplanten Touren TT vs. Tripy würde mich mal interessieren.
Vielleicht in Bebra?

[Flitzie]

hi Lutz,

kann dir nur zustimmen, verwende das Tripy seit Mittle letzten Jahres und bin völlig begeistert. Sogar in deiner Heimat findet Tripy Plätze die die noch nie gesehen hast, gerne mal über kleinste Wege und "Kirchpfade" .
Man muß sich schon ein wenig damit beschäftigen und sich daran gewöhnen, aber das sollt man ja bei Jedem. Ich muß immer etwas lächeln (duck) wenn ich hier die Diskussionen lese: wie,wo schließ ich das Handy an?? - 15 STd, da brauch ich kein Kabel - ein angenehmer Nebeneffekt!

Gruß

[Hans-G.]

Freue mich schon auf das Treffen und den Navyvergleich. Apropos Navy, wäre doch mal ne gute Gelegenheit, hier als Tourguide eine ansprechende Samstagstour zu planen und durchzuführen. Wäre sicher auch im Sinn von Klaus, Gott habe Ihn selig. Die Stelle eines Planers der Forumstour ist noch vakant!

[Miro]

Hi Lutz,


Klingt ja echt gut. Hat das Tripy zufällig eine Funktion "Ichwilldreistundenfahren-Machmirwaskurviges" ? Das suche ich noch...


Danke für den Bericht
Manfred

[Leo13]

Hi Manfred,

wo keine Kurven sind, kann natürlich auch ein tripy keine zaubern.
Ein Industriegebiet ist selten spannend

Ohne jegliche Ortskenntnis habe ich das hier in 5 Minuten zusammengestoppelt:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=elvtifoauqbmyjhs
Wie bekommt man die Strecke direkt hier angezeigt? Hab ich schon gesehen...

Für eine Urlaubsstrecke würde ich etwas mehr Mühe investieren ;-)

Nach Zeitvorgabe kann leider auch das tripy nicht planen. Stimmt, das fehlt noch...

@Henri: ich fahre zu 95% alleine und es wäre sehr ungewohnt für mich, vorneweg zu fahren.
Irgendwie hätte ich immer Kopf, daß die mir Folgenden denken würden "was für ne Scheixxstrecke..."
Ich laß mir das mal durch den Kopf gehen...

P.S. neue Planung, das hier wäre eine Strecke, die ich in echt abfahren würde:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jppzzvtawrsfcngq

Wen es interessiert, man kann die Strecke auf Google Maps "abfliegen".
Wirklich genial, steht direkt als Link unter der Karte.

[Miro]

Hallo Lutz,


Ja, das planen am Rechner funzt schon gut, das mach ich ab und an mit Tyre natürlich auch. Mein Traum wäre halt mich einfach treiben zu lassen und dabei eben nicht blöderweise an den schönsten Nebenstrecken vorbeizudonnern. Eigentlich haben die Navis ja alles dafür - nur noch ein wenig Schmackes in die Software stecken.... Wenn du mal hier in der Gegend bist, können wir deine Tour ja mal abfahren.


Viele Grüße
Manfred

[Leo13]

Die Sache ist die, daß es mit den kurvenreichen Strecken umso besser geht, je länger die Strecke ist.
Für 2km von hier nach da gibt es kaum Möglichkeiten.
Was ich ganz gerne mache ist, mir vorher ein paar Orte als Fixpunkte festzulegen.
Dazu gebe ich die Dörfer als Ziele ein, die ich nach und nach abrufe.
Dann laß ich das Navi nach Ort A kurvenreich routen.
Kurz vor A lasse ich nach B routen, so fahre ich nicht bis ins Zentrum.
Dann C, D, E etc. bis ich wieder nach Hause route.
Geht während der Fahrt locker abzurufen und gibt tolle Touren.
Bei einem Abstand von 20 bis 50 km funktioniert das prächtig.
Und ich brauche vorher keinen PC, eine herkömmliche Karte reicht völlig.

Das treiben lassen geht mit TT und Tripy deswegen so gut, weil das Kartenmaterial aus dem gleichen Haus Tele Atlas ist.
In der Karte sind die schönen Strecken hinterlegt und werden vom Navi abgerufen.
Navteq kann das m.W. so nicht.

[Flitzi]

Hallo Lutz, danke für den tollen Bericht.   Ich habe mir das Teil soeben auch mal angeschaut, muss sagen, ja es gefällt mir. Mehr Infos auf dem Display braucht man nicht. Und eine 15h lange Akkulaufzeit ist auch toll. Ich dachte mein TT mit ca. 8h ist schon gut. 
Wenn ich das TT nicht schon hätte, wäre es sicher eine Option. Wobei der Preis auch nicht ganz ohne ist.

Gruß Matthias

[Leo13]

Matthias, wenn ich mir Dein Licht anschauen komme, können wir ja mal mit dem tripy rumspielen

[Heli]

Das treiben lassen geht mit TT und Tripy deswegen so gut, weil das Kartenmaterial aus dem gleichen Haus Tele Atlas ist.
In der Karte sind die schönen Strecken hinterlegt und werden vom Navi abgerufen.
Navteq kann das so nicht.

Das stimmt so nicht!

Die Karten von Navteq enthalten die gleichen Informationen wie die von TeleAtlas, Garmin ist in diesem Falle die blockierende Stelle, oder auch nichtmehr, nachdem der zumo 390 ja jetzt auch schon kurvenreich kann.

Es sind auch keine schönen Strecken im Kartenmaterial, sondern die Information der Strassenkategorie und Durchschnittsgeschwindigkeit, daraus und aus den programmierten Routingpreferenzen schätzt der Routingalgorythmus des Navis eine kurvenreiche Strecke.

Wie das so aussieht, kann ich gut zeigen, da ich gerade dabei bin mir selber so etwas mit einer gelayerten OSM zu schnitzen, am Beispiel des Brenners:



Je nach Berechnung schickt dich das Navi über die A13 (blauweiss, schnell), B183 (gelb, mittel) oder L38 (grün, kleinlangsam), obs dann noch einen Faktor für die "Kurvenhäufigkeit" gibt bleibt wohl Tripys bzw. TT´s Geheimnis

[Flitzi]

Matthias, wenn ich mir Dein Licht anschauen komme, können wir ja mal mit dem tripy rumspielen

Ja, da können wir ein TT/Tripy Vergleich um Leipzig machen. (ist so und so die Frage, wo sind die Kurven?)

[Leo13]

Danke Heli, wieder was gelernt.

Das war mein Informationsstand Mitte vergangenen Jahres.
Scheint wohl doch nicht so simpel zu sein wie ich dachte.

Umso mehr interessiert mich ein Vergleich TT vs. tripy bei gleichen Zielen.

Matthias, ob Du es glaubst oder nicht, ein paar habe ich gefunden.
Dachte auch nicht, daß das möglich wäre

Was man allerdings sagen muß, für die ganz normale Navigation, also schnellstens von Tante Erna zu Onkel Fritz innerhalb der Stadt ist das tripy nicht erste Wahl, dafür ist es auch nicht gedacht. Und Osteuropa findet schlicht nicht statt. Es gibt keine Karten Osteuropa für das tripy. Dafür muß man sich seinen Track mit WP selbst basteln, geht aber auch. Ich habe kleine Strecken in Italien, die keine offiziellen Straßen sind, auf diese Art befahren. Tripy kommt aus dem Rallyesport und wird z.B. bei der Dakar eingesetzt. Man könnte auch den Amazonas mit dem tripy lang fahren wenn man das denn wollte.

[Highwaygecco]

Ich könnte da noch meinen Montana 650 in den Ring werfen  .
Neben den Garminkarten habe ich da auch noch routenfähige OSM Karten drauf und je nach Profil, werden die Karten ausgewählt. BT & Musik sucht man vergebens bei diesem Gerät  .