Naja,
wir sind am Samstag wieder ordentlich durch die Gegend geknattert, bis hin zum Aartalsee und Käffchen schlürfen. Da die Bundesstraße bei Bischhoffen immer noch gesperrt ist, schön die letzten Kilometer durch die rot-weissen Absperrungen über den Rundweg um den See und die Staumauer zum Aartalgrill abgekürzt. Wie früher ... die bösen Blicke der Spaziergänger ... war echt schön. Klar, die schwarze, grausige Pest ist deutlich schneller, no chance.
Dafür muß ich wie immer sofort Rede und Antwort stehen, weil die Jungs am Treff beim Anblick der rasanten, giftgrünen Kreidler RS hellauf begeistert sind. Und jeder erwartet irgendwie 16-jährige, pubertäre Schnösel unter den Helem, aber keine alten Säcke wie wir es sind. Macht einfach Spaß!
Am Sonntag das nächste Kapitel. Ich donnerte zu Christain rüber. Hier gab es wohl kleinere Komplikationen im Lager der Kombinationskarren. Der Kollege hockte in der Garage und schraubte. Die Schwatte zeigte erste gemeine Risse am Zylinderkopf. Als ich ankam, murmelte Dein Brüderchen was von "Tag der Defekte" und der hauseigene Gelbe-Engel-Anette sei ebenfalls schon im Einsatz gewesen. Sie nimmt es mit Humor, immer noch ... und präsentierte mir soagr noch die neue Küche angucken. Neue Küche = Frau bleibt geschmeidig trotz durchgeknalltem Gatten! Eine Formel die sich Jeder einprägen sollte.
Ich wollte Moped fahren, das schöne Herbstwetter geniesen ... drängelte "Nimm die gelbe Simme und los jetzt!"
Nach ca. 10 Km war die Simme kaputt und rollte aus. Super ... jetzt standen wir da. Das Gewinde der Schwimmerkammer hatte sich verdünnisiert. Kurzes Telefonat und flugs brachte das CANsche RepMobil das passende Ersatzteil.
Und ich konnte schön ablästern, frei nach dem Motto "Meine RS bringt mich immer nach Hause!" Hätte den Mund besser nicht so voll nehmen sollen.
Als wir wieder losfuhren, vielleicht 100 Meter später, griff plötzlich meine Kupplung in Leere, kein Antrieb mehr, jetzt rollte die RS aus. Ich ahnte Schlimmes. Kette war OK, Getriebe ließ sich schalten, Kupplung hatte kaum Gegendruck, wenn es hart kommt Welle abgeschert. Fuck, Tag der Defekte, da war was dran.
Wir beschlossen, uns auf den Westerwald durchzukämpfen, einhängen an der Schulter des Vordermanns. Ein weiter, teils richtig steiler Weg, aber nur die Harten kommen in den Garten.
Ich hatte meinen Kumpel CAN auch schon mal abgeschleppt, aber eher leicht bergab und nur 3 Km weit.
Egal ... ab ging die Post und schon nach 2 Km war ich völlig platt. Das ist sowas von anstrengend, gerade berghoch kann man sich kaum festhalten, die Hand rutsch ab und der Arm wird länger und länger. Der Versuch, sich hinten am Gepäckträger festhalten ging auch nur einen Kilometer gut und da wo es dann ordentlich steil zum Kniebrecher hoch ging, Ende Gelände. Schieben war angesagt ... Puls auf 180 ... der Schweiss lief in Strömen. Früher hätte ich die Mühle in den Wald gekickt, ab dafür. Jetzt stand ich schnaufend, lange Unterhosen unter der Jeans, Jet-Helm auf dem Kopf, zumindest oben auf dem Berg angekommen und verspürte keinen Drang ´ne Fluppe zu rauchen. Ich fühlte mich wie Kurt Thim, ehemaliger DTM-Fahrer, der auch regelmässig nach dem Rennen ein Sauerstoffzelt brauchte.
Ich erzählte Christian, dass ich den guten Wolfgang in Südtirol mal wegen eines Anlasserschadens angeschoben hatte ... Fuß hinten gegen den Gepäckträger gestreckt, langsam Gas angelegt und langsam bis ca. 50 Km/h sauber Fahrt aufgenommen. Was mit der dicken scheren Kuh ging, könnte doch mit den Schluchtenflitzern auch klappen. Es lagen noch gut 6 Km vor uns und so wie die Aktion bisher lief würde die Dunkelheit auf uns herein brechen. Also schnell weiter ... keep fighting.
Ich rollte los ... berab Richtung Merkenbach ... eine Wohltat ... Fahrtwind ... jeden Schwung mitnehmen und in den Kurven ans Limit ... plötzlich spürte ich Schub ... CANs Fuß am Heck der Keidler ... Hoffnung kam auf. Im Dorf angekommen funzte es immer besser, Platz da! Auch die Strecke Richtung Hörbach ... leichte Steigungen ... die Simme kämpfte sich als Schubkarre wie ein Lok den Berg hoch ... auf den Geraden zeigte der Tacho teilweise 85 Sachen an. Und wenn es rollt, keine Gefangenen machen ... ab in den geteerten Feldweg zum Finale. Die Spaziergänger mit ihren Hunden wurden weggehupt, genau wie die beiden Flüchtlinge auf ihren Drahteseln. Mein Dorf kam näher und mein Ziel, besser gesagt der Funke Hoffnung, war ohne Schieben durch zu kommen. Der letzte Berg hat 10 % Steigung ... 2. Gang ... 1. Gang ... die Simme ächzte und glühte ... kämpfte wacker ... fing an zu muffeln ... schnell noch eine ungewöhnliche Abkürzung gewählt und mit dem letzten Schwung ging es bis auf den Hof. Geschafft!
Das war Teamarbeit, ich verneigte mich vor der gelbenKombinationskarre (hätte ich jetzt fast geschrieben).
Schäden werden sofort repariert, so lautet Christian´s Devise!
OK, also schnell Öl abgelassen, Motordeckel abgeschraubt ... und die nun zum Vorschein gekommene Kupplung drehte sich, wackelte zwar leicht ... ein gutes Zeichen!?
Ich hatte die Befürchtung, man könnte diverse Teile auch ohne Losschrauben direkt aus dem Motor entnehmen. Die Zwischenlagerwelle war schon mal nicht abgeschert. Der eingebaute Kupplungskorb war auf dem Sitz der Welle ausgeleiert und da solche Teile nur schwer zu bekommen sind, mit einer einerodierten Buchse repariert worden. Jetzt kam zum Vorschein, dass sich die Befestigungsmutter und einerodierte Buchse gelöst hatten, und der Kupplungskorb sich auf der Welle ohne Formschluss drehte. Die Welle war also ok, puh ... und die Aufnahme auch. De Kupplungskorb flog nun endgültig in die Tonne. Passenden Ersatz hatte ich da und nach ca. 30 min rannte die Kreidler wieder. Yeah!
Nun schmeckte der Kaffee und die Kippe dazu hervorragend. Wir hatten trotz Allem einen spaßigen Sonntag ... bis auf die kleinen, periodischen Ausnahmen.
Die nächsten 1.000 Km können kommen, so wie auch Du mit Deinen neu revidierten Zweitaktern. Wünsche Dir viel Erfolg beim Abstimmen des Paketes ... Keep Smiling!
PS: Die Äpfel des Baumes im Hintergrund schmeckten phantastisch ... Danke an den unbekannten und unwissenden Spender ... Sorry für den Mundraub!